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Was ist Overtourism? - Definition und Auswirkungen von Übertourismus

Overtourism erklärt: Phänomen, wenn zu viele Touristen ein Reiseziel überlasten und negative Folgen entstehen. Definition, Beispiele & Lösungsansätze findest du in diesem Beitrag.

Was ist Overtourism?

Overtourism (deutsch Übertourismus) ist das Phänomen, wenn ein Reiseziel von so vielen Touristen besucht wird, dass die Kapazitätsgrenze überschritten wird. Die Folgen? Negative Auswirkungen auf Umwelt, Infrastruktur und die lokale Bevölkerung. Aber auch du als Reisender merkst es: Überfüllte Sehenswürdigkeiten, lange Warteschlangen und das Gefühl, in einer Touristenfalle gelandet zu sein.

Die Welttourismusorganisation (UNWTO) definiert Overtourism als die Auswirkung des Tourismus auf ein Reiseziel, die sowohl die Lebensqualität der Einheimischen als auch dein Reiseerlebnis erheblich beeinträchtigt. Stell dir vor, du stehst zwei Stunden an, um ein Foto vor dem Trevi-Brunnen zu machen - das ist Overtourism in Aktion.

Ursachen von Overtourism (Übertourismus)

Wie konnte es so weit kommen? Die Gründe sind vielfältig und hängen stark mit unserem veränderten Reiseverhalten zusammen:

**Billigflüge haben alles verändert.** Früher war eine Reise nach Barcelona oder Venedig ein größeres finanzielles Unterfangen. Heute buchst du spontan einen 29-Euro-Flug nach Mallorca. Das ist toll für uns Reisende, aber die Destinationen kommen nicht mehr hinterher.

**Airbnb und Co. haben das Spiel komplett verändert.** Plötzlich wird jede Wohnung zur potentiellen Touristenunterkunft. In Barcelona oder Lissabon führt das dazu, dass Einheimische keine bezahlbaren Wohnungen mehr finden - sie werden quasi aus ihren eigenen Vierteln verdrängt.

**Social Media als Turbo-Boost.** Instagram macht aus unbekannten Orten über Nacht Hotspots. Ein viraler Post über die "geheime" Blaue Lagoon in Island, und schon pilgern Tausende dorthin. Das Problem: Die Infrastruktur ist oft nicht darauf ausgelegt.

**Kreuzfahrtschiffe als rollende Städte.** Wenn ein Schiff mit 6.000 Passagieren in Dubrovnik anlegt, entspricht das einem Viertel der Einwohnerzahl - und das alles auf einmal in der Altstadt.

Auswirkungen von Overtourism

Die Folgen sind weitreichend und betreffen alle Beteiligten:

**Für die Umwelt bedeutet Overtourism puren Stress.** Nationalparks werden zertrampelt, Korallenriffe durch Sonnencreme vergiftet und Wanderwege erodieren unter den Massen. In Thailand mussten bereits mehrere Strände und Inseln für Touristen gesperrt werden, damit sich die Natur erholen kann.

**Einheimische leiden unter explodierenden Lebenshaltungskosten.** In Venedig leben heute nur noch 55.000 Menschen - vor 70 Jahren waren es 175.000. Viele können sich das Leben in ihrer Heimatstadt schlicht nicht mehr leisten.

**Auch dein Reiseerlebnis leidet.** Wer will schon eine Stunde anstehen, um den Sonnenuntergang in Oia zu fotografieren? Oder sich durch Menschenmassen in Machu Picchu quetschen? Das hat nichts mehr mit authentischem Reisen zu tun.

Aktuelle Beispiele von Overtourism 2024/2025

**Barcelona erlebt 2024 einen neuen Höhepunkt der Anti-Tourismus-Proteste.** 15,5 Millionen Touristen übernachteten 2024 in Barcelona - 100.000 weniger als 2023, aber das Verhältnis bleibt dramatisch: 15,5 Millionen Besucher bei nur 1,7 Millionen Einwohnern. Die berühmten Wasserpistolen-Attacken auf Touristen im Sommer 2024 machten weltweit Schlagzeilen. Mayor Jaume Collboni kündigte an, alle 10.000 lizenzierten Kurzzeitvermietungen bis Ende 2028 zu verbieten - ein radikaler Schritt im Kampf gegen Overtourism.

**Venedig wird 2025 deutlich teurer.** Nach der Testphase 2024 mit 5 Euro Eintritt zahlen Tagestouristen ab April 2025 bis zu 10 Euro - je nachdem, wann sie buchen. Frühbucher zahlen noch 5 Euro, Last-Minute-Besucher das Doppelte. Paradoxerweise stiegen die Besucherzahlen 2024 trotz Eintrittsgeld: 747.387 Besucher in den ersten elf Mai-Tagen 2024 gegenüber 677.590 im Vorjahr.

**Amsterdam setzt auf drastische Einschränkungen.** Seit 2024 dürfen Touristenbusse ab 7,5 Tonnen nicht mehr ins Zentrum fahren und die Stadt reduziert die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe von 190 auf maximal 100 pro Jahr bis 2026. Die Touristensteuer wurde auf 12,5% erhöht und etwa 10 Millionen Touristen werden 2024 erwartet.

**Mallorca erlebt 2024/2025 massive Proteste.** Im Sommer 2024 protestierten zehntausende Menschen mit Slogans wie "Tourists go home" und "Euer Paradies ist unser Alptraum". 2024 verzeichnete der Flughafen Palma über 33 Millionen Passagiere - 7% mehr als 2023. Für 2025 wird ein weiterer Anstieg um 6% erwartet. Das Verhältnis ist erschreckend: Auf jeden Inselbewohner kommen 15 Touristen. Im März 2025 veröffentlichten sieben Umweltorganisationen einen offenen Brief mit der Bitte: "Liebe Touristen, bitte bleibt zu Hause!"

Overtourism Statistiken 2024/2025

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:

**Spanien:** 2024 kamen über 94 Millionen internationale Touristen ins Land - bei nur 48 Millionen Einwohnern. Das internationale Tourismusgeschäft generierte rund 126 Milliarden Euro.

**Balearen (Mallorca):** 2024 ließen Touristen 22,4 Milliarden Euro auf den Inseln - 12% mehr als 2023. Allein auf Mallorca wurden 18,7 Millionen Besucher gezählt, 5% mehr als im Vorjahr.

**Amsterdam:** 2023 registrierte die Stadt 9,4 Millionen Besucher mit 22,1 Millionen Übernachtungen. Für 2024 werden 22,9-25,4 Millionen Besucher erwartet, bis 2026 sogar 26,6 Millionen.

Overtourism Maßnahmen: Was Städte 2024/2025 unternehmen

Die Städte reagieren mit immer kreativeren und drastischeren Maßnahmen:

**Eintrittsgelder und Steuern** werden zum Standard. Barcelona erhöhte 2024 die Touristensteuer auf bis zu 12,10 Euro pro Nacht, Amsterdam auf 12,5%. Venedig verdoppelte 2025 das Eintrittsgeld auf bis zu 10 Euro pro Tag.

**Airbnb-Verbote** greifen um sich. Barcelona will bis 2028 alle 10.000 lizenzierten Kurzzeitvermietungen abschaffen. Amsterdam reduzierte B&Bs um 30% und führte strikte Limits ein.

**Kreuzfahrt-Limits** werden eingeführt. Amsterdam reduziert Kreuzfahrtschiffe von 190 auf 100 pro Jahr, Venedig verbietet große Schiffe im Zentrum und führt Landstromanschluss-Pflicht ab 2027 ein.

**Gruppenbeschränkungen** sind der neue Trend. Venedig erlaubt seit August 2024 nur noch 25 Personen pro Führung ohne Lautsprecher. Barcelona begrenzte Gruppen auf 15 Personen in der Altstadt.

Tipps für nachhaltiges Reisen

Auch du kannst Teil der Lösung sein:

**Reise außerhalb der Hauptsaison.** Venedig im November ist genauso schön wie im Juli - nur ohne die Massen und mit authentischerer Atmosphäre.

**Entdecke weniger bekannte Orte.** Statt Santorini probier mal Naxos oder Milos. Oft sind die Erlebnisse dort sogar intensiver und günstiger.

**Buche lokale Unterkünfte und Restaurants.** Damit hilfst du der lokalen Wirtschaft direkt und erlebst das Reiseziel authentischer.

**Respektiere die Natur und Kultur.** Folge den Regeln in Nationalparks, hinterlasse keinen Müll und respektiere lokale Traditionen.

Overtourism ist ein komplexes Problem, aber mit bewussteren Reiseentscheidungen können wir alle dazu beitragen, dass unsere Lieblingsdestinationen auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Denn am Ende wollen wir doch alle: authentische Erlebnisse, intakte Natur und glückliche Einheimische, die uns gerne willkommen heißen.

Häufige Fragen zu Overtourism

Wann spricht man von Overtourism?

Overtourism liegt vor, wenn die Anzahl der Besucher die Kapazitätsgrenze eines Reiseziels übersteigt und negative Auswirkungen auf Umwelt, Infrastruktur und Bevölkerung entstehen.

Welche Städte sind am stärksten betroffen?

Venedig, Barcelona, Dubrovnik, Amsterdam und Santorin gehören zu den bekanntesten Beispielen. Aber auch Naturgebiete wie Island oder Nationalparks kämpfen mit Overtourism.

Kann Overtourism auch positive Effekte haben?

Tourismus schafft Arbeitsplätze und bringt Devisen. Das Problem entsteht erst, wenn die negativen Auswirkungen die positiven überwiegen.

Ist Overtourism ein neues Phänomen?

Nein, aber es hat sich durch Billigflüge, Social Media und Plattformen wie Airbnb massiv verstärkt. Früher war Massentourismus auf wenige Destinationen beschränkt.

Was kann ich als Reisender gegen Overtourism tun?

Reise außerhalb der Hauptsaison, entdecke weniger bekannte Orte, buche lokale Unterkünfte und respektiere Natur und Kultur vor Ort.

Aktualisiert am: 07. August 2025